Klein Rossau ist unser heimlicher „Haupt“bahnhof. Ursprünglich (seit 1908) war er einer von vielen Unterwegshalten für die Züge der Kleinbahn Stendal – Arendsee/Altm. Das änderte sich, als die Kleinbahn Osterburg – Deutsch Pretzier AG ihre Strecke 1914 zwischen diesen Endpunkten eröffnete. Der von Osterburg kommende Streckenast erreichte Klein Rossau aus südlicher Richtung und verlief mehrere hundert Meter parallel östlich der Strecke der Stendaler Kleinbahn. In Richtung Deutsch-Pretzier verließ der Streckenast den Bahnhof in entgegengesetzter Richtung, jedoch westlich der Bahnhofsanlagen. Durch diese Anordnung wurde der Bahnhof einmalig in seiner Form in der Altmark. Er ist der einzige Kreuzungsbahnhof im Netz der altmärkischen Kleinbahnen.
Während die Züge aus Stendal nach Arendsee den Bahnhof nach dem Betriebs- und Verkehrshalt weiter fuhren, mussten alle Züge der zweiten Relation hier Kopf machen. Das bedeutete zuweilen umfangreiche Rangierfahrten, die einem flüssigen Betriebsablauf nicht gerade zuträglich waren. Aber wen störte das bei einer Kleinbahn auf dem flachen Land? Jeder wusste, dass es dauert und plante seine Reisezeit entsprechend ein. Theoretisch konnten drei Züge gleichzeitig den Bahnhof erreichen. Trotzdem war eine Reihenfolge vorgeschrieben, um Reisende beim Überqueren des Hausbahnsteiggleises von und zum Zwischenbahnsteig zu schützen. Damit es zu keinen feindlichen Zugfahrten kam, wurde der Bahnhof mit Einfahrsignalen unterschiedlicher Formen gesichert.
Der Ablauf einer Zugkreuzung lässt sich nachlesen bei Wolfgang List, „Die Kleinbahn Osterburg – Deutsch Pretzier“. Hier findet der Leser auch die Erwähnung eines Doppelzuges aus Osterburg. Nach dessen Trennung fuhr die vordere Hälfte nach Arendsee, der zweite Zugteil hatte zu rangieren, bevor die Reise nach Pretzier weitergehen konnte. Mit diesem nach und nach erworbenen Wissen untermauerten wir unsere Entscheidung, diesen Bahnhof zu unserem Betriebsmittelpunkt zu machen.
Durch die geografische Lage des Bahnhofs – zirka einen Kilometer von der Ortschaft Rossau entfernt – war das Reisendenaufkommen vermutlich gering. In der Ortslage befand sich die Haltestelle Groß Rossau und war bequemer zu erreichen.
Der Güterverkehr hielt sich, außerhalb der Rübenkampagne, wahrscheinlich auch in Grenzen, davon zeugte eine nur kurze Ladestraße mit kleiner Rampe. Eine Fuhrwerkswaage vervollständigte die Anlagen.
Als 1969 die Strecke nach Deutsch Pretzier schon in Kleinau West (bis 1960 Dessau (Altm.)) unterbrochen wurde, fand für ein Betonwerk in Kleinau weiterhin Güterverkehr statt. Es wurden hauptsächlich PmG eingesetzt, im reinen Personenverkehr fuhren bis zur Einstellung 1975 Triebwagen. Der Personenverkehr von und nach Arendsee wurde 1978 eingestellt. Damit war dieser Bahnhof Geschichte.
Unser Anspruch ist es, den Zugverkehr in Klein Rossau so vorbildgetreu wie möglich nachzubilden. Für den Bediener zuweilen keine einfache Aufgabe.
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